John Scofield ist so etwas wie der Jazz-Onkel, der früher mit Miles Davis abgehangen hat, aber heute noch locker mit Medeski, Martin & Wood jammt, als wäre’s kein Ding. Seit den späten 70ern mischt er die Szene auf – nicht mit großen Gesten, sondern mit einem Sound, den du unter Tausenden raushörst. Zwischen Post-Bop, Funk-Jazz und R&B hat sich Scofield seine ganz eigene musikalische Spielwiese gebaut. Und er buddelt immer noch fröhlich drauf rum. Geboren in Ohio, groß geworden im braven Connecticut-Vorort – also quasi zwischen Maisfeld und Einkaufszentrum
Dort griff Scofield mit 11 zur Gitarre, nachdem ihn Rock und Blues wachgeküsst hatten. Statt in die Garageband-Hölle abzurutschen, landete er an der Berklee School of Music. Und von da an ging’s steil bergauf. Sein erster Studiojob? Direkt mit Gerry Mulligan und Chet Baker. Danach zwei Jahre auf Tour mit Billy Cobham und George Duke – also nicht gerade die Dorfband vom Schützenfest. 1977 spielte er mit Charles Mingus, dann im Gary Burton Quartet, und kurz darauf wurde klar: Dieser Mann gehört nach vorn. Und zwar ganz. 1982 bis 1985 war er Gitarrist bei Miles Davis
Was in der Jazzwelt ungefähr so ist, als würde dich Elon Musk bitten, seine Raketen zu stimmen. Danach war Sco klar: Jetzt wird selbst bestimmt. Und das hat er auch gemacht. Über 30 Alben als Bandleader – viele davon längst Jazz-Klassiker. Und Kollaborationen mit Leuten wie Pat Metheny, Charlie Haden, Joe Lovano, Mavis Staples, Bill Frisell, oder Gov’t Mule. Weil warum sich festlegen, wenn du alles spielen kannst? Nebenbei hat er auch mit so ziemlich jedem gespielt, der jemals in Jazzkreisen ein Mikro in der Hand oder einen Bass am Hals hatte: Herbie Hancock, Ron Carter, Jim Hall, Joe Henderson, Tony Williams – du nennst sie, Scofield war da.
Was Sco besonders macht? Er ist Jazz – aber mit Strom, Groove und richtig Eiern. Funk, Soul, freie Impro, cleaner Bebop – er kann alles. Und das ohne den elitären Arschloch-Faktor, der sonst oft durch die Jazz-Szene geistert. Heute? Spielt er immer noch rund 200 Tage im Jahr weltweit, unterrichtet nebenbei als Musikprofessor an der NYU, ist verheiratet, Vater von zwei Kindern – und wahrscheinlich trotzdem der coolste Typ im Raum.