Geboren am 30. Juli 1936 in Lettsworth, Louisiana, als erstgeborenes Kind eines Farmpächters, wuchs Buddy auf einem Baumwollfeld auf. Ja, genau: 2,50 Dollar für 100 Pfund Baumwolle. Während andere Kinder mit Spielzeugautos spielten, baute Buddy seine erste Gitarre selbst – eine Diddley Bow. Und nein, das war kein niedlicher Bastelspaß. Das war der Beginn einer lebenslangen Mission: Die Welt zu zeigen, dass Blues mehr ist als melancholisches Gejammer – es ist Chaos, Leidenschaft und purer Wahnsinn in einem Paket. Schon früh waren seine Einflüsse keine sanften Gentlemen. BB King, Guitar Slim, Muddy Waters, John Lee Hooker – echte Männer, die dem Blues die Härte und den Grind gaben.
Buddy nahm sie auf wie ein Schwamm, kombinierte sie mit der Louisiana-Magie, die ihn umgab, und entwickelte seinen eigenen Stil: wild, ungestüm, explosiv. Er wollte wie BB King spielen, sich aber benehmen wie Guitar Slim – und das tat er mit Überzeugung. 1957 verließ Buddy sein kleines Louisiana-Paradies und machte sich auf nach Chicago. Windy City. Hier mischten sich Südstaatler und Migranten, die alle den Blues im Blut hatten. Muddy Waters, Willie Dixon, Otis Rush – diese Typen sahen Buddy zum ersten Mal spielen und dachten wahrscheinlich: „Verdammt, wer ist dieser kleine Kerl, der die Saiten verbrennt?“ Buddy ließ sich nicht aufhalten. Chess Records verstand ihn zunächst nicht. Leonard Chess nannte sein Spiel „bloßes Krachmachen“.
Klar. Und trotzdem wurde dieser „Krachmacher“ Jahrzehnte später zur Legende. Die 1960er Jahre waren ein Crashkurs in Härte, Talent und unberechenbarer Energie. Buddy spielte mit Junior Wells, nahm als Session-Musiker auf, tourte durch Europa, teilte die Bühne mit Eric Clapton, Led Zeppelin und Jack Bruce – und hinterließ überall verbrannte Erde. 1972 gründete er die Checkerboard Lounge. Später folgte Buddy Guy’s Legends, wo er noch heute die Bühne beherrscht, als wäre die Zeit nie vergangen. Doch der eigentliche Durchbruch? 1991. Damn Right, I’ve Got the Blues. Endlich die Anerkennung, die Buddy seit Jahrzehnten verdiente.
Grammys, Blues Music Awards, Einträge in die Rock and Roll Hall of Fame – alles, während er weiterhin Shows spielte, die so energetisch waren, dass man die Bühne am liebsten evakuieren wollte. Er hatte bewiesen, dass Alter, Erfahrung und ein bisschen Wahnsinn perfekt zusammenpassen. Buddy Guy ist ein Performer, der die Saiten nicht nur anschlägt – er brüllt sie, schlägt sie, zwingt sie, Geschichten zu erzählen. Er hat Generationen beeinflusst: Clapton, Hendrix, Page, Richards, Vaughan, Beck, Clark Jr., Mayer – alle schulden diesem Mann etwas, das man nicht in Worten messen kann. Der Mann lebt und atmet Blues in jeder Note, in jedem Schrei, in jedem Slide.
Sein Vermächtnis ist so groß wie seine Bühne: acht Grammys, ein Lifetime Achievement Award, National Medal of Arts, Kennedy Center Honors – und die Anerkennung der Welt, dass Buddy Guy nicht nur ein Gitarrist ist. Er ist ein Institution. Stone Crazy auf der Rolling Stone-Liste der 100 besten Gitarrensongs aller Zeiten? Check. Rolling Stone Greatest Guitarists 2023: Platz 27. Eric Clapton nennt ihn den besten lebenden Gitarristen.
Und er hat noch nicht vor, aufzuhören. Selbst Anfang 2024 beendete er seine „Damn Right Farewell Tour“ – nicht weil er musste, sondern weil er wollte. Buddy Guy lebt noch immer auf der Bühne, in Buddy Guy’s Legends, in jedem Ton, den eine Gitarre von sich gibt. Wer ihn einmal gesehen hat, weiß: Du kannst Blues studieren, du kannst versuchen, ihn zu verstehen – aber Buddy Guy hat den Blues gelebt, in Blut, Schweiß, Chaos und Wahnsinn.
Und das, mein Freund, lässt sich nicht lernen. Buddy Guy ist mehr als ein Mann, mehr als ein Musiker. Er ist ein lebendes Denkmal für alles, was Blues sein kann: wild, roh, herzzerreißend schön und absolut unberechenbar. Und ja, er hat den Beweis geliefert: Alter ist keine Entschuldigung, um leise zu werden. Es ist nur eine weitere Schicht Wahnsinn, die die Geschichte noch epischer macht.