Ace Frehley & die Legendäre Les Paul mit Rauch-Show

Ace Frehley & die Legendäre Les Paul mit Rauch-Show

Während andere sich an Musikhochschulen durch Quintenzirkel quälen oder mit sieben Pedalen gleichzeitig jonglieren, stand Ace einfach auf der Bühne, ließ Rauch aus seiner Gitarre pusten und spielte Soli, die halb Hendrix, halb Psychopath waren – und das alles, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, was ein Mixolydischer Modus eigentlich sein soll. Seit er 1980 das erste Mal bei Kiss die Tür hinter sich zugeknallt hat, hat sich auf dem Lead-Gitarrenstuhl der Band eine regelrechte Gitarristen-Rotation ergeben.

Vinnie Vincent, Bruce Kulick, Mark St. John, und irgendwann landete man bei Tommy Thayer. Allesamt talentierte Typen, keine Frage. Aber seien wir ehrlich – das ikonische, ohrwurmträchtige Gitarrenerbe von Kiss? Das geht auf einen Namen zurück: Paul Daniel „Ace“ Frehley. Der Spaceman. Der Original-Freak im Silbersuit. Der Typ, der wahrscheinlich als Kind mehr Gitarrenriffs als Hausaufgaben gemacht hat. Und ja, er lebt noch. Und er spielt noch. Und er qualmt immer noch auf der Bühne – wortwörtlich.

Soli zum Mitsummen & zum Stehlen

Mit 70 steht Ace nach einem Soundcheck mit seiner neuen Band breit grinsend da und erzählt, wie ihn Eric Clapton mal mit einem simplen Satz fürs Leben geprägt hat: Die besten Gitarrensoli kann man summen. Punkt. Das hat Ace so tief verinnerlicht, dass sein Spiel bis heute nach genau diesem Prinzip funktioniert – eingängig, melodisch, nie überladen. Eben Soli zum Mitsingen. Nicht zum Prahlen. Dass er dabei hin und wieder frech bei seinen Vorbildern geklaut hat? Geschenkt. Das Solo zu „She“? Eins zu eins von Robby Krieger (The Doors), „Five to One“, 1968. Und „Love Gun“? Auch da bedient sich Ace ganz ungeniert – bei den Blues Magoos. Originalzitat: „Hör’s dir an. Du wirst es hören.“

So viel Ehrlichkeit muss man sich erst mal trauen. Ace ist kein Typ für Skalenanalysen oder Tonleiter-Blabla. Was für andere Gitarristen wie Raketenwissenschaft klingt, war für ihn immer das Gleiche: „Hab einfach Spaß da oben.“ Das hört man. Besonders in Tracks wie „She“ (Live-Version auf Kiss Alive!) oder dem chaotischen Wahnsinn von „100,000 Years“. Aces Spiel ist nicht klinisch oder durchdacht – es ist impulsiv, es ist roh, es lebt. Und ja, es war manchmal vielleicht ein bisschen zu viel Spaß. Stichwort: Studio 54 in den späten 70ern. Heute ist Ace seit über 15 Jahren clean und nüchtern – aber hey, früher war früher. Und früher war exzessiv.

Helden covern / statt nur zitieren

Dass Ace offen mit seinen Einflüssen umgeht, zeigt sich auch in seinen Alben Origins Vol. 1 (2016) und Vol. 2 (2020). Kein glattgebügeltes Comeback, sondern rotzige Coverplatten voller ehrlicher Liebe zu den Songs, die ihn mit 16 weggeblasen haben. Mountain. Humble Pie. Cream. Zeppelin. Deep Purple. Hendrix. Ace hatte ursprünglich gar keinen Bock auf das Projekt. Aber dann war’s plötzlich Herzblut pur. Und das hört man. Keine halbgaren Hommagen, sondern: „Hier, das bin ich. Das hat mich gemacht.“ Kiss-Fans warten bei seinen Konzerten sehnsüchtig auf die altbekannten Knaller: „God of Thunder“, „Shout It Out Loud“, „Shock Me“. Aber Ace selbst hat andere Lieblinge. „Strange Ways“, „100,000 Years“, „Deuce“ – das sind seine Babys.

Soli, die ihm spontan eingefallen sind, und die bis heute wie eine fette Faust aus den Boxen donnern. Und dann gibt’s noch die unterschätzten Momente. Die verspielten Gitarrenspielereien in „Almost Human“, die soulige Wut von „King of the Nighttime World“, oder das funky Tempo von „Love Her All I Can“. Wer glaubt, Ace könne nur Powerchords und Slides, hat nicht richtig hingehört. Ganz zu schweigen vom epischen Solo in „Detroit Rock City“. Technisch auf Des-Moll aufgebaut (also C, runtergestimmt – Kiss-Standard), wird das Teil von Fans und Kritikern gefeiert. Auch wenn Ace ehrlich zugibt: „Bob Ezrin hat mir die Melodie im Grunde vorgesungen.“ Und? Ist doch scheißegal. Das Ding ballert.

Das Geheimnis der „rauchenden Gitarre“

Ezrin (legendärer Musikproduzent) nannte ihn immer den „rockigsten Typen in der Band“. Kein Wunder – mit seiner Kombination aus rauem Ton, cleveren Slides und einer gesunden Portion „Fuck it“-Attitüde hat Ace einen Stil geschaffen, der bis heute unnachahmlich bleibt. Sein Geheimnis? Es ist keine Wissenschaft. Es ist Feeling. Und eine gute Gitarre. Auf seiner letzten US-Tour mit Alice Cooper schleppte Ace ein Arsenal an Gitarren mit: Eine 1959er Sunburst-Gibson-Replika (natürlich Signature-Modell), seine alte schwarze Les Paul von 1978 – und die legendäre „Smoking Les Paul“, die aussieht, als hätte sie bei einem Feuer im Proberaum überlebt. Dreimal darfst du raten, welchen Pickup er am liebsten benutzt. Nicht den mittleren.

Auch nicht den Hals-Pickup. Nein, der Stegtonabnehmer – das ist sein Ding. Immer. „Der hat genau meinen Sound“, sagt er. Punkt. Und warum dann drei Pickups? Gute Frage. Die Antwort: Trickkiste. Im Hohlraum unter dem mittleren Pickup versteckt sich nicht etwa ein Tonabnehmer, sondern ein verdammter Rauchgenerator. Früher zündete Ace echte Rauchbomben. Kein Witz. Richtig gefährlich, aber hey – Show ist Show. Mittlerweile nutzt er Mini-Nebelmaschinen von Tiny FX, betrieben mit Lithiumbatterien. Die Dinger blasen denselben Nebel raus wie die fetten Bühnennebelkanonen – nur eben versteckt in seiner Gitarre. Das ist so absurd, dass es schon wieder genial ist.

Technik? Ja, aber nicht übertrieben

Aces Sound kommt nicht aus tausend Effektpedalen – sondern aus Erfahrung, Bauchgefühl und einem guten Marshall. Sein Rig ist relativ simpel: Der Sound wandert von seiner Shure-Funkstrecke durch einen PolyTune, einen Xotic EP Booster und ein Line 6 DL4 Delay (für Songs wie „Rock Soldiers“ oder „Shock Me“) in einen Marshall JCM2000 mit 100 Watt – voll aufgedreht, versteht sich. Gepaart wird das Ganze mit einer Marshall 1960AV-Box, bestückt mit Celestion Vintage 30s. Der FX-Loop läuft durch einen MXR Boost und einen Hall of Fame Reverb von TC Electronic. Fertig. Saiten? D’Addario EXL120, .009 bis .042. Plektren? Dunlop Medium. Also keine Voodoo-Technik, kein Rack voller NASA-Equipment – einfach nur Rock ’n’ Roll.

Seine große Theorie / Alles ist programmiert

Ace wäre nicht Ace, wenn er nicht zum Schluss noch eine kleine Verschwörungstheorie raushauen würde. Aber nicht auf die paranoide Art, sondern eher mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ich glaub nicht, dass irgendwas einfach so passiert“, sagt er. „Ich glaub, wir leben in einer Matrix. Alles wird von einem Mastercomputer gesteuert. Irgendwo da draußen tippt Gott auf ’ner Tastatur rum und regelt das hier.“ Und das klingt nach genau dem Ace Frehley, den wir alle kennen – halb Rockstar, halb Weltraumpriester, ganz Original. Fazit? Man kann versuchen, Ace Frehley zu kopieren. Man kann sogar versuchen, ihn zu ersetzen. Aber man wird dabei immer scheitern. Denn der Typ hat nicht nur Gitarrensoli erfunden, die man pfeifen kann – er hat Rock ’n’ Roll auf eine Art verkörpert, die heute fast ausgestorben ist: Unverstellt, ungeschönt, unverwechselbar. Er hat’s einfach gemacht. Weil’s Spaß gemacht hat. Und ganz ehrlich: Das ist wahrscheinlich der einzige verdammte Grund, den man braucht.

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admin 4. August, 2025

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