Brian Elwin Haner Jr., Baujahr 1981, Long Beach, Kalifornien. Klingt erstmal wie jeder andere Typ mit Skateboard und Baggy Pants. Aber nein – der Junge wurde mit zehn Jahren auf eine elektrische Gitarre losgelassen und hat sie nie wieder hergegeben. Während andere in seinem Alter Pokémon getauscht haben, hat er versucht, wie Jimmy Page zu klingen – und klang dabei eher wie ein besessener Nachbarsjunge mit Verstärkerproblemen. Vater Brian Haner Sr., aka „Papa Gates“. Ein Typ, der in den 70ern in Bands rumhing, Comedy machte und später bei Avenged als Sessionmusiker aufploppte. Kurzum: Syn hatte die Gene, die Nerven – und den Druck, das Ding durchzuziehen.
Er war so nerdig drauf, dass er ans Musicians Institute in Hollywood ging, um Jazz und Klassik zu lernen. Klingt superintellektuell, aber eigentlich war’s nur der Versuch, das verdammte Instrument so sehr zu verstehen, dass er irgendwann jede Bühne auseinandernehmen konnte. 2000 steigt er bei Avenged Sevenfold ein. Timing perfekt: ein Jahr nach der Gründung, kurz bevor die Band explodierte. Zusammen mit seinem besten Kumpel The Rev (James Owen Sullivan †2009 Rest in Peace) machte er die Combo zu dem, was sie heute ist: eine verdammte Maschine.
Nebenbei hatten die beiden noch Pinkly Smooth, eine Band, die so klingt, als hätten Ska, Punk und Metal eine Nacht zu viel Tequila erwischt. Ein Album, fertig, Kultstatus. Syn wurde zum Rockstar, der alles verkörperte: Finger-Akrobatik, Dual-Harmonien so fett wie ein Truck, und Soli, bei denen dein Gitarrenlehrer entweder weint oder kündigt. Guitar World packte ihn in die Liste der größten Shredder. Total Guitar kürte ihn zweimal zum besten Metal-Gitarristen der Welt. Kerrang! nannte ihn den „Sexiest Male“. Und ja, er zieht sich auch noch schicker an als 90% aller Gitarristen zusammen.
Aber Syn hat das Ganze nie als „Metal = Tunnelblick“ verstanden. Während viele Gitarristen immer nur schneller, härter, lauter wollen, übte er Gypsy Jazz, Django Reinhardt, Allan Holdsworth, Frank Gambale. Er verbrannte sein Spiel mehrfach komplett und baute es neu auf – nur um sich Dinge wie „Rest Stroke Picking“ oder „8-Finger-Tapping“ reinzukloppen. Das ist wie: Du gewinnst die Meisterschaft und gehst am nächsten Tag wieder in die Kreisliga, um neu anzufangen. Wer macht sowas freiwillig? Privat? Verheiratet mit Michelle DiBenedetto seit 2010. Zwei Kids.
Und weil das Leben manchmal wie eine Sitcom ist: Michelles Zwillingsschwester Valary ist mit M. Shadows verheiratet. Bedeutet: Sänger und Gitarrist sind Schwäger. Bedeutet auch: Man kann sich die Bandproben als eine Mischung aus Familienfeier und Gitarrenbattle vorstellen. Und dann ist da noch „So Far Away“.
Ein Song, den Syn ursprünglich für seinen Opa schrieb. Am Ende wurde es aber das große, herzzerreißende Abschiedslied für The Rev, seinen besten Freund. Genau da zeigt sich der andere Syn – nicht der Shred-Maschinen-Mensch, sondern der, der seine Trauer in Noten haut, die dir eiskalt den Rücken runterlaufen. Am Ende bleibt: Synyster Gates ist das wandelnde Gegenargument gegen das Klischee, Metal-Gitarristen könnten nur „laut und schnell“. Er ist laut, er ist schnell, er ist verdammt sexy – aber er ist auch der Nerd, der sich in Jazz vergräbt, nur um mit einem neuen Trick zurückzukommen und dich komplett umzuhauen.