Geboren in Fernie, British Columbia, von serbischen Einwanderern in die Welt geworfen, wuchs Alexandar Živojinović (ja, genau so) in Toronto auf – Kanadas Antwort auf „nicht ganz New York, aber nah dran“. Er versuchte sich zuerst an der Bratsche, einem Instrument, das klingt wie eine Geige auf Valium. Spoiler: Es war ein Desaster. Also bekam er irgendwann eine Gitarre. Und die Welt war plötzlich ein besserer Ort.
Die Beatles fielen langsam auseinander, Hendrix zündete Gitarren an – und Alex gründete mit seinem Buddy John Rutsey eine Band namens The Projection. Kurz darauf stieg ein Typ namens Jeff Jones ein, doch der sagte vor einem Gig kurzfristig ab – offenbar hatte er Besseres zu tun. Dumm gelaufen. Also rief Alex seinen Kumpel und Mitschüler Geddy Lee an. Geddy sagte „klar“, kam vorbei, spielte den Gig – und blieb. Willkommen bei RUSH.
Sie spielten Cream-Cover in der Jugendkirche „The Coff-In“ für 10 Dollar pro Nacht – und fühlten sich trotzdem wie Könige. Nach dem Gig gab’s Essen statt Koks. Bodenständig, oder? Irgendwann zerfiel RUSH kurzzeitig, aber weil Langeweile schlimmer ist als Scheitern, fanden sich die Jungs wieder zusammen. Sie rockten weiterhin lokale Kirchen und Schultanzabende, als wär’s Madison Square Garden. Der Haken: Schule. Geddy flog raus.
Alex blieb drin. Ja, er war der einzige Rush-Typ mit Abschluss – Glückwunsch oder Beileid, je nachdem. Dann, 1971, wurde das kanadische Mindestalter zum Saufen auf 18 gesenkt. Bars wurden zu Bühnen, und Alex zog mit 17 zu seiner Freundin Charlene. Sie bekamen einen Sohn, Justin – mitten im Bandchaos. Nebenbei arbeitete Alex als Installateurgehilfe für seinen Vater. Rock’n’Roll? Nicht ganz. Mehr so Working-Class-Held-mit-Gitarre.
1972 tauchte Alex in der Doku Come On Children auf – eine Art „Big Brother auf der Farm“ mit problematischen Jugendlichen. Darin sieht man, wie er einem Haufen Halbwüchsiger einen RUSH-Song vorspielt. Historisch? Ja. Episch? Nicht wirklich. Aber es ist das erste Beweismaterial, dass Lifeson wusste, wie man eine Gitarre quält – auf gute Weise. Nach einem öden Sommer mit drei Gigs buchten sie 1972 das St. Rochdale College für Aufnahmen. Die Tapes gingen später verloren.
Wahrscheinlich benutzt heute irgendwer in Toronto diese Kassetten als Türstopper. 1973 nahmen sie ihre erste Single auf, die jedes kanadische Label zweimal ablehnte. Warum? Weil sie „nicht verkäuflich“ waren. Zu heavy. Zu seltsam. Und Geddy hatte eine Stimme, die irgendwo zwischen Chipmunk und Sirene lag. Laut Industrie: unhörbar. Gegen Ende ’73 durften sie immerhin für die New York Dolls eröffnen – und machten die Headliner sowas von platt.
Sie hatten kein Label, aber genug Kohle, um ihr Debüt zu finanzieren. Also nahmen sie’s einfach selbst auf. Mit Hilfe von Manager Ray Danniels, einem Typen mit dem Mut zum Risiko und dem Portemonnaie eines verzweifelten Dealers. Das Studio? Nur dann verfügbar, wenn sie nebenbei noch genug Gigs spielten, um nicht zu verhungern. Willkommen in der DIY-Hölle. Alex Lifeson ist kein Gitarrengott im klassischen Sinne.
Er ist eher der Handwerker unter den Helden. Der Typ, der sich seine Karriere selbst gebaut hat – mit Draht, Holz, Schweiß und einer riesigen Portion „Scheiß drauf, wir machen’s trotzdem“. Kein Wunder, dass RUSH am Ende nicht einfach nur Musik machte – sie wurde zum Soundtrack für Leute, die lieber ihre eigenen Regeln schreiben, statt sich an die alten zu halten.