In einer Welt, in der Gitarristen normalerweise damit beschäftigt sind, sich gegenseitig in Speed-Battles zu duellieren oder ihre Marshall-Amps bis zur Unkenntlichkeit zu verzerren, tauchte plötzlich ein ruhiger Typ mit Seitenscheitel und schüchternem Blick auf, setzte sich auf einen Stuhl – und ließ die Welt verstummen. Sein Name: Ichika Nito. Geboren in Japan, aufgewachsen irgendwo zwischen Jazz-Akkorden und Youtube-Algorithmen, ist Ichika der Typ Musiker, der keinen Rockstar raushängen lassen muss, um die Szene umzukrempeln. Er lässt lieber seine Finger für sich sprechen.
Und diese Finger sprechen fließend "WTF". Ichika Nito wurde in den 1990ern in Japan geboren – genauer gesagt irgendwo, denn über sein Privatleben ist ungefähr so viel bekannt wie über den nächsten Daft Punk Release. Was man aber weiß: Er war nie der Typ für Lagerfeuer-Gitarren oder Backstreet Boys Covers. Stattdessen war er der Typ, der stundenlang in seinem Zimmer saß, mit einer cleanen E-Gitarre auf dem Schoß, und die musikalische Matrix hackte. Inspiriert von Jazz, Fusion, Ambient und der modernen Prog-Szene, begann er, sein eigenes Ding zu machen – und das bedeutet bei Ichika:
keine Regeln, keine Kompromisse, keine Worte. Nur Musik. Statt sich in verrauchten Clubs abzuarbeiten, ging Ichika dorthin, wo das 21. Jahrhundert seine Helden krönt: YouTube. Dort veröffentlichte er kurze Clips – oft unter einer Minute –, die technisch so jenseits von Gut und Böse waren, dass sich selbst erfahrene Musiker fragten, ob sie lieber anfangen sollten, Makramee zu lernen. Seine Videos gingen viral, weil sie eine Mischung aus Perfektion, Emotionalität und kompletter Abwesenheit von Ego waren.
Er spielte keine Soli. Er malte mit Tönen. Was Ichika von anderen unterscheidet, ist nicht nur seine Technik – wobei, machen wir uns nichts vor, die ist absolut geisteskrank – sondern sein Sound. Er nutzt Tapping, Slapping, Fingerstyle, Loops und perverse Akkorde, die selbst Jazz-Dozenten ins Grübeln bringen würden. Aber er spielt sie mit einer Ruhe, als würde er nebenbei Sudoku lösen. Und genau deshalb feiern ihn alle: Vom Prog-Rocker bis zum Ambient-Nerd, vom Metalhead bis zur Lo-Fi-Gemeinde.
Er ist das Schweizer Taschenmesser der modernen Gitarrenszene. Während er lange Zeit als Solo-Phantom bekannt war, tat Ichika 2020 etwas Unerwartetes: Er gründete mit dem Sänger Tanaka (ehemals „Boku no Lyric no Bōyomi“) und dem Produzenten Sasanomaly die Band Dios. Der Sound? Eine Mischung aus Alternative Rock, Pop, und – natürlich – Ichikas eigenem Gitarrenwahnsinn.
Endlich eine Plattform, bei der seine Musik nicht nur Hintergrund für Instagram-Clips war, sondern komplette Songs mit Struktur und Tiefe. Ichika ist kein klassischer Gitarrenheld à la Vai oder Satriani. Er ist eher der Antistar, der Anti-Virtuose, der mit seiner Musik trotzdem alles zerlegt. Seine Fans – darunter zahllose Gitarristen weltweit – sehen in ihm das Idealbild des modernen Musikers: kreativ, technisch versiert, introvertiert und kompromisslos. Er hat Generation Z gezeigt, dass man nicht laut sein muss, um gehört zu werden.