Matthew James Bellamy kam am 9. Juni 1978 in Cambridge, England zur Welt – mitten in eine Familie, in der Musik keine Option, sondern genetischer Zwang war. Sein Vater George Bellamy war Gitarrist der 60er-Band The Tornados – die mit Telstar als erste britische Band einen Nummer-eins-Hit in den USA landeten. Kurz gesagt: Noch bevor Matt laufen konnte, war der Maßstab zu Hause „Mach’s besser als Papa“. Seine Mutter Marilyn, eine Nordirin mit ordentlich Feuer im Blut, zog in den 70ern nach England, lernte George kennen – er war damals Taxifahrer in London – und zack, die Bellamys waren geboren: erst Paul, dann Matt.
In den 80ern zog die Familie nach Teignmouth, Devon, einem Ort, der aussieht, als hätte jemand einen Küstenort aus Stranger Things gelöscht und durch graue englische Realität ersetzt. Als sich seine Eltern scheiden ließen, war Matt ein Teenager – wütend, verloren, aber voller Energie.
Er zog zu seiner Großmutter, und irgendwo zwischen Langeweile und Weltschmerz fand er seine zweite Liebe nach dem Klavier: die Gitarre.
Mit 14 fing er an zu spielen – und übte, als hinge das Überleben der westlichen Zivilisation davon ab. Bellamy war kein Partygänger.
Er war der Nerd, der Beethoven, Hendrix und Radiohead in einen Mixer warf und sagte: „Mal sehen, was passiert, wenn ich das laut spiele.“ 1994 gründete er mit Dominic Howard und Chris Wolstenholme eine Band mit dem glorreich peinlichen Namen Rocket Baby Dolls. Sie gewannen prompt den Schulwettbewerb „Battle of the Bands“, zertrümmerten die Bühne – und beschlossen, das Ganze ernst zu nehmen. Neuer Name: Muse. Klingt kürzer, mystischer, und schreit weniger nach Eyeliner und Plateaustiefeln. Ihr Debüt Showbiz (1999) war düster, emotional, und voll mit Bellamys Falsettgesang, der klang, als würde Freddie Mercury in einem UFO über die Erde kreisen.
Aber der Durchbruch kam mit Origin of Symmetry (2001) – das Album, das jeden Musikstudenten bis heute in den Wahnsinn treibt. Plug in Baby und New Born machten Muse zu den neuen Königen des Art-Rock – pompös, übertrieben, aber technisch so sauber, dass man sich fast schmutzig fühlte, es zu mögen. Dann kam Absolution (2003) – Muse’s erste britische Nummer 1 – und mit Time Is Running Out und Hysteria lieferten sie den Soundtrack für jeden Typen, der beim Weltuntergang noch cool aussehen wollte. Black Holes and Revelations (2006) katapultierte sie endgültig in den Orbit.
Mit Songs wie Supermassive Black Hole bewiesen sie, dass man auch Funk spielen kann, solange man genug Delay, Pathos und Laser hat. Danach? The Resistance (2009) – ein Konzeptalbum über Kontrolle, Liebe und Paranoia. The 2nd Law (2012) – Elektronik trifft Größenwahn. Drones (2015) – zurück zu den Gitarren, düster, politisch, Grammy-geküsst. Muse waren inzwischen nicht mehr nur eine Band – sie waren ein verdammtes Kinoerlebnis mit Pyrotechnik, Science-Fiction und Verschwörungstheorien im 4K-Format. Matt war nie einfach nur der Sänger oder Gitarrist. Er war das ganze verdammte Orchester in Menschengestalt – Sänger, Gitarrist, Pianist, Komponist, Kontrollfreak.
Er spielt Klavier, als würde Chopin in einer Raumstation sitzen, und Gitarre, als hätte er Angst, jemand könnte ihm die Noten klauen. Kritiker nannten ihn „einen modernen Virtuosen“, Fans nannten ihn „den Messias“, und Bellamy selbst nannte sich vermutlich einfach „müde“. 2007 verkaufte Muse als erste Band das neue Wembley-Stadion zweimal hintereinander aus. Das war kein Konzert – das war die Apokalypse mit Soundtrack. Laser, Drohnen, Flammen – und mittendrin Bellamy, der aussieht, als würde er gleichzeitig Regie führen, programmieren und Gitarre spielen. Erfolge, Preise & das übliche Rockstar-Chaos.
Muse verkauften über 30 Millionen Alben weltweit, gewannen zwei Grammys (für The Resistance und Drones), zwei Brit Awards, acht NME Awards, fünf MTV Europe Music Awards, und den Ivor Novello Award für internationale Leistung. Matt selbst wurde regelmäßig zum „Sexiest Male in Rock“ gewählt – dreimal in Folge. Er reagierte darauf mit dem trockenen Kommentar: „Ich bin zu klein, um sexy zu sein.“ Ja, klar Matt. Sag das mal deinen hysterischen Fans. 2008 bekam er von der University of Plymouth die Ehrendoktorwürde der Künste verliehen.
Vermutlich für den Beweis, dass man mit genug Hallgerät akademisch klingen kann. Abseits der Bühne war Bellamys Leben fast genauso wild. Er war mit Schauspielerin Kate Hudson verlobt – ihr gemeinsamer Sohn Bingham Hawn Bellamy kam 2011 zur Welt. Nach der Trennung 2014 fand er mit Model Elle Evans sein Dauer-Upgrade und heiratete sie 2019. Neben Muse spielt Matt auch bei der Retro-Supergroup The Jaded Hearts Club (quasi „Die Beatles auf Steroiden“) und veröffentlichte 2021 sein Soloalbum Cryosleep – ein Projekt, das klingt, als hätte Bowie einen Synthesizer verschluckt.
2025 ist Bellamy 47, lebt zwischen London und L.A., besitzt genug Gitarren, um eine Kleinstadt zu bewaffnen, und hat ein geschätztes Vermögen von über 40 Millionen Dollar. Er ist immer noch dieser hyperaktive Perfektionist, der den Weltraum auf der Gitarre erfunden hat – und während andere Musiker älter werden, wirkt Bellamy, als hätte er einen Pakt mit der NASA geschlossen. Matt Bellamy ist kein Rockstar. Er ist ein verdammter Wissenschaftler, der Rockmusik als Experiment benutzt, um zu sehen, wie weit man Wahnsinn in Schall umwandeln kann.