Tim Henson wuchs in der Vorstadthölle von Plano, Texas auf – einem Ort, der ungefähr so aufregend ist wie ein leerer Kühlschrank. Aber vielleicht war genau das die perfekte Brutstätte für jemanden, der später Gitarrenmusik neu definieren sollte. Während andere Kids sich im Football verloren oder sich an Energydrinks festkrallten, vergrub Tim sich in komplexen Harmonien, rhythmischer Präzision und seinem kompromisslosen Anspruch, aus dem Gitarrenspiel verdammt nochmal eine Kunstform zu machen.
Mit seiner Band Polyphia, einem rein instrumentalen Kollektiv aus dem Raum Dallas, schleifte er den Prog-Rock durch eine Hip-Hop-Ästhetik, verpasste ihm eine modische Glitzerjacke und sagte dem klassischen Metal-Gewichse leise „tschüss“. Ihr erstes Album Muse erschien zunächst DIY – komplett eigenständig veröffentlicht und schon da ein Schlag ins Gesicht für alle, die dachten, instrumentale Gitarrenmusik sei tot.
Als Equal Vision Records die Platte neu auflegte, ging es dann richtig ab: Billboard Charts, Internet-Hype, Fans aus allen möglichen Lagern – egal ob Metalhead, Jazz-Nerd oder Trap-Kid. Und das war kein Zufall. Tim selbst sagte: „Wir wollten etwas extrem Einzigartiges schreiben, aber trotzdem so zugänglich, dass es verschiedene Geschmäcker zusammenbringt… ein Album, das buchstäblich jeder appreciaten kann.“
Das Ergebnis: ein musikalisches Minenfeld zwischen Euphorie und Melancholie. Tracks wie „87“ explodieren förmlich, während „Finale“ dich gefühlt in die emotionale Waschmaschine wirft. Und weil das alles noch nicht genug war, haben sie sich eine Riege an Gitarren-Virtuosen mit ins Boot geholt: Aaron Marshall (Intervals), Nick Johnston, Jason Richardson, Jakub Zytecki, Mario Camarena und Erick Hansel (CHON), um nur einige zu nennen. Polyphia ist nicht einfach nur Musik. Es ist ein Mittelfinger an die Grenzen des Genres – und Tim Henson ist der Typ, der ihn ausgestreckt hält.