Lee David Malia wurde am 4. Juni 1984 in Sheffield, South Yorkshire geboren – einer dieser Orte, wo der Himmel grau ist, der Wind metallisch schmeckt und jeder zweite Teenager irgendwann in einer Band landet, weil’s sonst nix zu tun gibt. Seine Eltern? Keine Musiker im engeren Sinne, aber sein Vater hatte irgendwann mal versucht, Gitarre zu spielen. Das Ergebnis: Die Gitarre landete irgendwann ungenutzt in Lees Zimmer. Und wie’s das Schicksal so will, interessierte sich Lee genau dann für Musik, als die Gitarre schon längst verkauft war. Also stapfte der kleine Lee mit seinem Weihnachtsgeld in einen Musikladen und kaufte sich seine erste eigene Klampfe – eine Falcon Strat-Kopie. Kein edles Stück, aber es war sein Startschuss.
Er begann, sich durch die Klassiker zu fräsen – Metallica, Dire Straits, Eagles, Pantera – alles, was nach Strom und Schweiß klang.
Die ersten Songs, die er lernte, waren Enter Sandman und Master of Puppets – also nicht gerade das, womit man sanft anfängt. Aber Lee war nicht der Typ für sanft. Er wollte’s wissen. Auf der Stocksbridge High School lernte er einen Typen namens Oliver Sykes kennen. Damals war keiner von beiden der Rockstar, der später Festivals abfackeln würde. Lee spielte in einer Metallica-Tribute-Band, Oli war der freakige Typ mit den Tattoos und den großen Ideen. Zusammen mit ein paar Gleichgesinnten gründeten sie 2004 Bring Me The Horizon – eine Band, die so klang, als würde ein Presslufthammer Emo-Therapie machen.
Noch im selben Jahr hauten sie ihre erste EP raus: This Is What The Edge Of Your Seat Was Made For. 2006 folgte Count Your Blessings – das klang, als hätte jemand Deathcore mit einem Vorschlaghammer erfunden. 2008 kam Suicide Season, roher, wütender, aber mit dem ersten Hauch Melodie.
Dann 2010 das Monster: There Is a Hell, Believe Me I’ve Seen It. There Is a Heaven, Let’s Keep It a Secret. Und ja, das war genauso bombastisch, wie der Titel lang ist. Während BMTH ihren Sound weiterentwickelten – von Deathcore zu Post-Rock zu „elektronischem Wahnsinn, der trotzdem funktioniert“ – blieb Lee das Rückgrat. Sein Gitarrenspiel war der Zement zwischen all den musikalischen Explosionen. Und mit jeder Platte wurden die Hallen größer:
- 2013 – Sempiternal, das Album, das sie endgültig in die Champions League katapultierte.
- 2015 – That’s The Spirit, der Soundtrack für Stadionmoshpits.
- 2019 – Amo, elektronische Experimente, Pop-Einflüsse, Riffs, die trotzdem knallten.
- 2024 – Post Human: Nex Gen, futuristisch, düster, BMTH in Space.
Währenddessen bastelte Lee weiter an seinem Sound – und seiner Gitarrenliebe. Anfangs war er ein Ibanez-Typ, später zog er Epiphone und Gibson vor – mehr Gewicht, mehr Druck, mehr „scheiß auf filigran“. Er experimentierte mit Drop-A#, C-Standard und Bariton-Gitarren von PRS, nur um später seine eigene Waffe zu bekommen: die Jackson Lee Malia LM-87. Die Entwicklung dauerte drei Jahre. Zwei Prototypen, unzählige Touren, Schweiß, Feedback und ein Haufen „Das fühlt sich noch nicht richtig an“. Das Endergebnis: Ein mattschwarzes Biest mit offenporiger Lackierung, Graphit-verstärktem Hals und custom-gewundenen Jackson LM-87 Humbuckern, von denen sich einer splitten lässt – für den Moment, wenn du zwischen brachialem Wutgewitter und cleanem Schimmer wechseln willst, ohne das Publikum zu verlieren.
Lee wollte, dass die Gitarre aussieht wie ein Vintage-Stück, das schon ein paar Kneipenschlägereien überlebt hat – nichts Glänzendes, nichts Steriles, einfach ehrlich. Neben seiner Bandleidenschaft ist Malia ein Gitarrennerd durch und durch. Seine Sammlung? Unter anderem eine 1982 Gibson Victory MVX, eine 1979 Gibson The Paul, und eine Les Paul Artisan mit drei Pickups – das Teil, das später Epiphones Lee Malia Custom inspirierte. Diese Schätze stehen sicher zu Hause. Auf Tour nimmt er sie nicht mit – weil, Zitat: „Ich bin nicht bescheuert.“ Aber Lee hat noch ein zweites Ventil gefunden: Filmmusik. Der kanadische Regisseur Adam MacDonald kam auf ihn zu, weil er das instrumentale Memorial auf dem dritten BMTH-Album gehört hatte. Und Lee dachte sich wohl: „Warum nicht?“
2017 komponierte er den Score für den Horrorfilm Pyewacket – düster, atmosphärisch, voller Gänsehaut. 2024 folgte Out Come The Wolves, ein weiterer Soundtrack aus Malias musikalischem Paralleluniversum. Und während er an einem dritten arbeitet, sagt er selbst: „Filmmusik ist entspannter – keine Diskussionen, kein Ego, keine Drummer, die zu laut sind. Nur ich und die Stimmung.“ Wenn man Lee Malia beschreiben müsste, dann so:
Ein Typ, der Metallica-Technik, Bon-Iver-Atmosphäre, Cannibal-Corpse-Riffs und britische Melancholie in einen Topf wirft – und daraus etwas erschafft, das wirklich funktioniert. Er ist kein Gitarrenheld, der auf der Bühne schreit „Schaut mich an!“ – er ist der Typ, der lieber die Songs schreibt, die dich schreien lassen. Und das, mein Freund, ist vielleicht die ehrlichste Form von Rock’n’Roll.