Geboren in den 80ern in England, irgendwo zwischen Yorkshire-Pub und Musikschule, begann Tom Quayle nicht wie viele Gitarristen mit einer abgewrackten Stratocaster und AC/DC-Träumen. Nein, bei ihm war’s der Vater – ein fingerstyle-Guru mit einem Händchen für komplexe Harmonien und einem Timing wie ein Schweizer Uhrwerk. Als Tom mit 15 die Gitarre in die Hand nahm, war’s um ihn geschehen. Steve Vai, John Petrucci, Brett Garsed – alles Typen, die Töne so biegen konnten, dass man dachte, die Gitarre spricht fließend Außerirdisch.
Zuerst war’s Rock. Schnell, technisch, präzise. Aber dann kam die Jazz-Schelle. Und mit ihr die Entscheidung, aus der Standard-Stimmung auszubrechen und in reine Quarten zu stimmen – was ungefähr so ist, als würde man auf einmal das Alphabet rückwärts lernen, nur dass’s dabei halt auch noch geil klingt. Er schrieb sich an der Leeds College of Music ein, wo er 2002 mit einem Abschluss in Jazz Performance rauskam – und einem Spielstil, der aussah wie Kung-Fu für Saiten. Seitdem? Lehrvideos ohne Ende.
Du hast mal bei YouTube “Jazz Fusion Guitar Lesson” eingegeben? Dann bist du Tom wahrscheinlich schon begegnet – ohne es zu merken. Ob für Lick Library oder seinen eigenen Channel, Tom hat Gitarristen auf jedem Kontinent gezeigt, wie man nicht wie ein steifer Roboter spielt, sondern wie man Noten fließen lässt. Kein Wunder also, dass Leute wie Dweezil Zappa, John Petrucci, Andy Timmons und Greg Howe Fans von ihm sind. Ja, verdammt – sogar Brett Garsed schaut bei ihm ab.
Er hat mit den ganz Großen gespielt – unter anderem auf dem Projekt "Elba Triangle" mit Drum-Übermensch Virgil Donati, Tasten-Zauberer Alex Argento und Saitenhexer Marco Sfogli. Und wenn er nicht gerade auf Welttour mit Martin Miller unterwegs ist, bastelt er an seinem lang erwarteten Soloalbum, das laut Gerüchten mehr Legato enthält als ein ganzes Berklee-Seminar.
Und dann wäre da noch seine Signature-Gitarre – die Ibanez TQM1. Ein Instrument, das genauso ergonomisch und kompromisslos ist wie Toms Spielweise. Wer diese Axt spielt, sagt damit im Grunde: „Ich meine es ernst.“ Tom Quayle ist kein Gitarrenheld der klassischen Sorte. Er ist der Nerd, der das Spiel neu programmiert hat – mit flüssigen Linien, jazzigen Akkorden und einer Technik, die dich dein Plektrum hinterfragen lässt. Wenn du wissen willst, wie moderne Fusion heute klingt, dann ist Tom nicht nur ein Einfluss – er ist das verdammte Betriebssystem.