Guthrie Govan ist der Typ Gitarrist, der selbst Profis ins Schwitzen bringt. Geboren am 27. Dezember 1971 in Chelmsford, England, begann er schon im zarten Alter von drei Jahren, die Saiten zu quälen – motiviert von einem Vater, der dachte: „Warum nicht?“ Fünf Akkorde, endlose Platten: Jerry Lee Lewis, Little Richard, Beatles, Hendrix, Zappa, AC/DC – ein kleines Kind, das sich durch die Rockgeschichte blätterte, als wäre es der Pausenhof von Hogwarts. Sein frühes Talent zeigte sich schon mit neun, als er zusammen mit seinem Bruder Seth in einer TV-Show namens Ace Reports Gitarre spielte. Später auf der weiterführenden Schule lernte er die „Shred“-Helden kennen und begann, die Tricks der 80er-Virtuosen zu studieren.
Seine erste E-Gitarre? Eine Gibson SG – heute noch sein Schatz. Nach der Schule stand Guthrie an der Uni Oxford, studierte Englisch, merkte aber schnell: Bücher sind schön, Musik ist besser. Er verschickte Demos an Mike Varney von Shrapnel Records, bekam ein Angebot – lehnte ab. Warum? Weil er die Shred-Bewegung immer ein bisschen suspekt fand. „Ich wollte nur wissen, ob ich gut genug bin“, sagt er heute, während er gleichzeitig die Welt in Staunen versetzt. 1993 war der Durchbruch offiziell: Sein Instrumentalstück Wonderful Slippery Thing brachte ihm den Titel „Gitarrist des Jahres“ vom Magazin Guitarist ein.
Nebenbei begann er, komplexe Stücke wie die von Shawn Lane zu transkribieren – ein Unterfangen, das die meisten von uns in den Wahnsinn treiben würde – und landete so einen Job als Gitarristenausbilder und Kolumnist. Der Fast-Food-Job war endlich Geschichte. 2001 ging es richtig los: Govan wurde Mitglied der Supergroup Asia (2001–2006), veröffentlichte Alben und experimentierte parallel mit seinen eigenen Projekten. Sein erstes Soloalbum Erotic Cakes zeigte, dass er sich auf kein Genre festlegen lässt – Jazz, Rock, Fusion, alles durch die Govan-Mühle gedreht. 2011 gründete er mit Bryan Beller und Marco Minnemann die Instrumental-Rock/Fusion-Band The Aristocrats.
Ein Trio, das Genregrenzen sprengt, Rhythmen verbiegt, Slap, Legato, Slide, Tapping und 32-Bit-Legato kombiniert – kurz: ein Gitarren-Albtraum für jeden Nachahmer. Gleichzeitig spielte er ab 2012 in Steven Wilsons Band, bis das Live-Programm von Aristocrats 2016 alles andere verdrängte. >Nebenbei arbeitete Govan mit Hans Zimmer – ja, der Hans Zimmer – bei Live-Sessions und bewies einmal mehr: Wenn Guthrie Govan spielt, ist es egal, ob Rock, Jazz oder Filmmusik, alles wird auf Max-Level gebracht. Sein Ruf als Virtuose ist unangefochten. Andere Gitarristen wie Rich Cozen oder Greg Howe nennen ihn einen Gitarrenmeister, der alles spielen kann, was ein Mensch oder Roboter erwarten könnte.
Und seine Signature-Gitarren? Entworfen für die härtesten Techniken, schwacher Output, perfekt für subtile Nuancen und rasende Soli gleichermaßen. Wer denkt, das sei einfach, hat noch nie Guthrie Govan gesehen, wie er gleichzeitig Legato, Slap und melodische Tapping-Tricks spielt, während er ein Getränk trinkt. Kein Scherz. Kurz gesagt: Guthrie Govan ist nicht nur ein Gitarrist – er ist ein Universum auf sechs Saiten. Virtuos, freigeistig, genreübergreifend und gnadenlos unterhaltsam. Wenn du glaubst, du kennst Gitarrenspiel, setzt dich hin und hör zu – Guthrie zeigt dir, wie tief der Kaninchenbau wirklich ist.