Geboren 1956 in New York, entdeckte Satriani die Gitarre angeblich am selben Tag, an dem Jimi Hendrix starb. Klingt wie ein Mythos, aber es passt einfach. Als Teenager beschloss er, dieses Instrument zu meistern – nicht so ein bisschen, sondern komplett. Und verdammt, das hat er auch getan. In den 80ern machte er sich erst mal einen Namen als Gitarrenlehrer – und zwar nicht für irgendwelche Vorstadtkids. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Steve Vai, Kirk Hammett (Metallica), Larry LaLonde (Primus), David Bryson (Counting Crows) und Charlie Hunter. Man könnte also sagen: Wenn Joe dein Lehrer war, hast du später wahrscheinlich ziemlich abgeliefert.
Während andere Typen versuchten, mit ihrer Stimme oder mit spandexverseuchten Frisuren bekannt zu werden, entschied sich Satriani für einen anderen Weg: Er ließ komplett die Klampfe sprechen. Sein Debütalbum Not of This Earth (1986) klang wie ein Besuch im Kopf eines musikalischen Außerirdischen, und Surfing with the Alien (1987) katapultierte ihn dann endgültig ins Rampenlicht. Wer hätte gedacht, dass ein rein instrumentales Album über ein silbernes Comicwesen mal Platin geht?
Satriani war nie nur ein Gitarrist. Er war (und ist) ein Visionär, der seine eigene musikalische Sprache entwickelte – komplex, verspielt, emotional, und völlig ohne lyrisches Bullshit-Bingo. Seine Diskografie ist eine Sammlung von 14 Alben voller technischer Brillanz, melodischer Tiefe und kreativer Grenzüberschreitungen. Dazu kamen unzählige Grammy-Nominierungen, Gold- und Platinauszeichnungen, Touren mit Legenden wie Mick Jagger und Deep Purple sowie sein eigenes Baby: die G3-Tour.
Ah ja, G3 – das epische Gitarren-Battle-Royale, bei dem Satriani jedes Mal mit zwei anderen Gitarrentitanen auf die Bühne geht, um dort musikalisch komplett eskalieren zu lassen. Von Vai bis Malmsteen, von John Petrucci bis Steve Morse – Satriani war immer die Konstante. Der ruhige Typ in der Mitte, der die Bühne in Brand setzte, ohne ein einziges Wort zu singen. Nebenbei gründete er noch die Supergroup Chickenfoot mit Sammy Hagar, Michael Anthony und Chad Smith – als wäre er noch nicht beschäftigt genug gewesen.
Und natürlich brachte er mit seinem Autobiografie-Projekt Strange Beautiful Music auch seine Gedanken aufs Papier. Ach ja, und falls du seine Signature-Ibanez-Gitarre TÄGLICH siehst – kein Wunder. Jeder halbwegs ambitionierte Gitarrist hat sich schon mal gewünscht, sie zu besitzen. Kein Schnickschnack, nur pure Performance – genau wie Satriani selbst.
Joe Satriani ist kein Gitarrist. Er ist eine Institution. Eine verdammt gut gestimmte, hochpräzise arbeitende Gitarrenmaschine mit Herz, Seele und einem Sound, der nicht von dieser Welt ist. Und selbst wenn du keine Ahnung von Musiktheorie hast: Wenn Satriani spielt, spürst du, dass da jemand steht, der nicht nur Gitarre spielt, sondern mit seinem Instrument eine Sprache spricht, die verdammt viele Menschen auf der Welt verstehen – ganz ohne Worte.