Richard Zven Kruspe kommt am 24. Juni 1967 in Wittenberge, DDR, zur Welt. Klassische Ostdeutschland-Kindheit: Eltern lassen sich scheiden, Stiefvater nervt, zwei ältere Schwestern, ein älterer Bruder. Richard? Der ging schon früh seinen eigenen Weg. Mal Parkbank, mal Wrestling, um die Wut rauszulassen. Klingt nach dem perfekten Ausgangspunkt für jemanden, der später Rammstein gründet, oder? Als Teenager war er ein glühender KISS-Jünger. Für ihn waren die Jungs aus den USA „Kapitalismus im reinsten Sinne“. Poster im Zimmer? Stiefvater reißt sie runter. Richard? Klebt sie nachts wieder zusammen. Frühe Rock’n’Roll-Rebellion, DIY-Style.
Mit 16 macht er eine Reise in die Tschechoslowakei, kauft eine Gitarre, eigentlich um sie teuer weiterzuverkaufen. Doch ein Mädchen auf einem Campingplatz ändert alles: „Spiel mal!“ Er spielt, sie flippt aus, und Richard merkt: „Moment mal… Mädchen stehen auf Typen, die Gitarre spielen.“ Zwei Jahre tägliches Üben folgen, Tag und Nacht, bis die Finger bluten und das Gehirn Melodien trinkt wie Wasser. Mit 19 zieht er nach Ost-Berlin, wohnt in der Lychener Straße, lebt mit Schlagzeug und Gitarre, macht Musik den ganzen Tag, weil er niemanden kennt. Einsamkeit? Check. Kreative Explosion? Doppelt Check. Zwei Jahre lang experimentiert er, lernt, komponiert und träumt Rockstar zu werden.
1991 gründet er Orgasm Death Gimmicks – ein Name, der alleine schon die politische Korrektheit in die Flucht jagt. Kurz darauf reist er in die USA, trifft dort Till Lindemann und Oliver „Ollie“ Riedel. Erkenntnis: Amerikanische Musik? Nein danke. Wir machen einen Sound, den es noch nicht gibt: hart, deutsch, mechanisch, melodisch – Rammstein beginnt zu keimen. 1993 begegnet Richard Till erneut in Schwerin, diesmal als Korbflechter und Schlagzeuger. Diesmal hört Richard ihn singen – überzeugt ihn, Sänger für Rammstein zu werden. Kein Zwang, nur diese Mischung aus Überzeugungskraft und „Du bist die Stimme“. Damit ist die Kernbesetzung fix: Richard am Lead, Till am Mikro, Flake am Keyboard, die vier als Mischung aus Chaos, Maschine und Genie. Ihr erster Song, erste Demo – gewonnen. Boom, die Richtung war gesetzt.
Parallel dazu: Privatleben? Turbulent. 1999 heiratet er Caron Bernstein, nimmt den Namen Kruspe-Bernstein an. Ehe endet 2004, Scheidung 2006. Ein Kapitel voller Liebe, Musik und Experimente – formend, ohne ihn zu brechen. Rammstein wächst: Alben, Touren, Gold, Platin, Pyrotechnik, Provokation – Deutschlands größter Musikexport. Richard, der Junge aus Wittenberge, der auf Parkbänken schlief, führt die Gitarrenfront. Maschinensound, Riffs so hart wie DDR-Grenzbeamte – legendär. Neben Rammstein findet Richard Raum für Emigrate, sein Soloprojekt. Englischsprachig, Leadsänger, Texte mit Caron Bernstein. Singles wie „New York City“ oder „My World“ fliegen in Amerika moderate Erfolge ein.
Richard arbeitet intensiv im Studio an seinem Soloprojekt Emigrate und gibt Interviews, tritt aber nur selten live auf. Während Emigrate ihm als kreatives Ventil dient, bleibt Rammstein die unaufhaltsame Maschine – die große Bühne, die Touren, die Pyrotechnik, das volle Programm. Die Geschichte, die alles erklärt: 1989, Berlin, zufällig in einer Demo. Polizei umzingelt, geprügelt, drei Tage weggesperrt, sechs Stunden auf einer Mauer. Flash: „Ich muss hier raus.“ Flucht über Ungarn, Österreich, nach West-Berlin. DDR hinter sich gelassen, Freiheit geschnuppert, Musik im Herzen.
Privat: Kontrollfreak, Träumer, Gitarren-Junkie. Sammler von Muscle Cars, Fan von „Der große Lebowski“, Genießer von Chaos, Musik und Freiheit. Beziehungen? Turbulent, leidenschaftlich, menschlich. Keine Kinder, Musik ist seine Familie. Fazit: Richard Kruspe zeigt, wie man mit Wut, Talent, ein bisschen Wahnsinn und jeder Menge Gitarre aus einem vergessenen DDR-Dorf die Welt rockt. Parkbank → Tschechoslowakei → Ost-Berlin → Rammstein → Emigrate. Ein Leben, das beweist: Wer sein Instrument ernst nimmt, nimmt die Welt gleich mit.