Geboren als Paul Frehley am 27. April 1951 in der Bronx – ja, genau da, wo man entweder Rapper, Boxer oder völlig durchgeknallte Rockstars wird. Ace bekam mit 14 seine erste E-Gitarre, und wie jeder pubertierende Junge mit zu viel Testosteron und zu wenig Perspektive, war’s um ihn geschehen. Stones-Fan, Who-geblendet, Cream-geschockt – nach einem Konzert 1967 war klar: Entweder wird er Rockstar oder er macht weiter Kunst. Spoiler:
Die Staffelei blieb im Keller. Er spielte sich durch eine Reihe bedeutungsloser Bands, nannte sich ab da nur noch „Ace“, was entweder ein genialer Move oder massiver Narzissmus war. Irgendwann 1973 sah er eine Anzeige für eine „theatralische Hard-Rock-Band“ – also KISS. Klingt heute wie ein Witz, war damals seine Eintrittskarte in die Geisterbahn des Ruhms. Ace wurde Lead-Gitarrist – und ab da ging’s los mit Schminke, Plateaustiefeln und Pyrotechnik, bei der selbst Godzilla neidisch geworden wäre.
1978 war KISS auf dem Gipfel, alle vier Mitglieder brachten Solo-Alben raus – und rate mal, wer den kommerziellen Volltreffer landete? Richtig, Ace mit "New York Groove". Er war der einzige, der es schaffte, bei einer der größenwahnsinnigsten Bands der Welt noch ein bisschen extra Rampenlicht zu klauen. Aber klar, Ruhm frisst Seele. Als sein Buddy Peter Criss 1980 die Reißleine zog, war Ace schon tief drin im ganz großen Rock'n’Roll-Klischee:
Alkohol, Drogen, Selbstsabotage. 1982 stieg er aus KISS aus – oder taumelte raus, je nachdem, wen du fragst. Nach KISS machte Ace erstmal das, was jeder vernünftige Ex-Rockstar tut: Er gründete „Frehley's Comet“, tingelte durch Clubs, vertrödelte Zeit und war eigentlich immer irgendwie knapp dran vorbei, es nochmal zu schaffen. 1987 kam dann doch das Debüt, angepasst an den Haarspray-Metal-Sound der 80er – Mötley Crüe, Bon Jovi und all die anderen Spandex-Götter.
Drei Alben und ein Live-EP später ging ihm die Luft aus – also griff er zurück zu seiner alten Liebe: Kunst. Ja, wirklich. Der Kerl spielte mit Computer-Grafiken rum, stellte aus und wurde beinahe seriös. 1995 kam die große Wiedervereinigung. MTV Unplugged, alle vier Original-KISS-Mitglieder wieder vereint – Schminke drauf, Bühne frei, und 1996–1997 zerlegten sie als „Alive Worldwide Tour“ alles, was noch stand. Ein Comeback, das so erfolgreich war, dass man sich fast Sorgen machen musste.
Ace blieb dabei bis zum Ende der sogenannten „Farewell Tour“, wobei „Farewell“ bei KISS ungefähr so glaubwürdig ist wie „Letztes Stück Kuchen“. Als Gene und Paul weitermachten, aber Ace’s Make-up einfach auf einen neuen Gitarristen klatschten, war das ein bisschen wie, wenn dich deine Ex durch deinen Klon ersetzt. Aber Ace wäre nicht Ace, wenn er nicht trotzdem weitergemacht hätte. Soloauftritte, Gastbeiträge bei den Plasmatics und Kathy Valentine, ein eigenes Label (Bronx Born Records) und 2009 endlich wieder ein eigenes Album: Anomaly.
Und dann kam das Unvermeidliche: die Autobiografie. „No Regrets“ – keine Reue, nur Gitarren, Drogen und das Überleben dazwischen. 2014: KISS kommt endlich in die Rock & Roll Hall of Fame. Ace feiert, bringt Space Invader raus – schwerer, dreckiger, ehrlicher Sound. Dann Origins Vol. 1, ein Coveralbum mit seinen Helden – Cream, Thin Lizzy, sogar KISS (weil warum nicht?). 2018 dann „Spaceman“, mit der Comeback-Single „Rockin’ with the Boys“, die tatsächlich noch aus KISS-Zeiten stammte.
Das nennt man Recycling mit Stil. Und weil einer nicht reicht, kam 2020 auch noch Origins Vol. 2. 2023 beerdigte KISS sich selbst (mal wieder) mit zwei letzten Shows im Madison Square Garden. Ace war nicht dabei – aber ganz ehrlich: Er hat die Scheiße ja schon einmal durchlebt. 2024? Da haut der Typ mit über 70 nochmal ein Soloalbum raus: 10,000 Volts. Und das Beste daran? Keine Spur von Rente. Kein „letztes Album“. Nur ein alter Kerl mit Gitarre, der sich denkt:
„Ich hab schon größere Sachen überlebt – lass rocken, verdammt nochmal.“